Förderbedarf
Hören entwickelt sich – und damit auch Sprache und Kommunikation
Probleme im Bereich des Hörens werden im Alltag oft unterschätzt. Allerdings sind Hören und Verstehen und damit auch Sprechen und Kommunikation die Ergebnisse eines Reifungsprozesses, deren Beeinträchtigung große Auswirkungen auf die weitere Entwicklung haben können, vor allem auch in sozial-emotionaler Hinsicht.
„Hören“ und „Hörverlust“ lassen sich bildlich mit Hilfe eines Audiogramms veranschaulichen:
Quelle: Truckenbrodt, T., Leonhardt, A. (2020): Schüler mit Hörschädigung im inklusiven Unterricht. Praxistipps für Lehrkräfte. München: Ernst Reinhardt Verlag.
- Am oberen Rand des Audiogramms sind die Frequenzen eingezeichnet. Von links nach rechts gelesen werden die Frequenzen, also die Töne, höher. Hohe Töne, wie z. B. Vogelgezwitscher oder das Quietschen eines Babys, haben eine hohe Frequenz. Im Gegensatz dazu zählt Hundegebell oder das Geräusch des Rasenmähers zu den tiefen Tönen, die eine niedrige Frequenz haben.
- Auf der linken Seite des Audiogramms steht die Skala mit der Lautstärke der Töne. Von oben nach unten werden die Töne immer lauter.
Aus einem individuell erstellten Audiogramm lässt sich nun ablesen, wie stark der Hörverlust ist:
Normales Hörvermögen
Leise Töne wie das Summen eines Kühlschranks oder Vogelgezwitscher sind ohne Probleme hörbar.
Diese Töne liegen im Bereich von 0 bis 20 Dezibel (dB).
Leichter Hörverlust
Töne unter 40 dB sind nicht mehr hörbar.
Zu vernehmen ist das Sprechen einer Person (65 dB), nicht aber das Ticken einer Uhr oder aber das Flüstern in einer Bibliothek.
Mittlerer Hörverlust
Töne unter 70 dB sind nicht mehr hörbar.
Weder das Sprechen in normaler Lautstärke noch das Geräusch eines Staubsaugers sind zu hören.
Ohne eine Behandlung wird der Alltag bereits erheblich eingeschränkt.
Schwerer Hörverlust
Töne unter 90 dB sind nicht mehr hörbar.
Selbst ein lautes Geräusch wie ein Presslufthammer oder Verkehrslärm kann nicht mehr gehört werden.
Hochgradiger Hörverlust
Töne unter 120 dB sind nicht mehr hörbar.
Selbst ein LKW oder ein Feueralarm können nicht mehr gehört werden.
Hörbeispiele aus Sicht einer Person mit unterschiedlich starkem Hörverlust finden sich häufig auf den Seiten der Hersteller von Hörgeräten.
Weiterführende Informationen
Bildungsserver Berlin Brandenburg
Fördermaßnahmen konkret! Eine Handreichung für pädagogische Fachkräfte zur Entwicklung von Fördermaßnahmen (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Berlin) _
Handreichung für die berufliche Bildung junger Menschen mit Behinderung (Sachsen)
Sonderpädagogissche Förderung im gemeinsamen Unterricht (Sachsen)
Eine umfangreiche Liste mit Veröffentlichungen, Leseempfehlungen, weiteren Links, Materialien für den Unterricht zum Förderschwerpunkt Hören findet sich beim
Literatur
Gänger, E. (2005). Traumfrequenz. München: dtv junior.
Rosen, L. (1981). Greller Blitz und stummer Donner. München: dtv junior.
Leonhardt, A. (Hrsg.) (2018). Inklusion im Förderschwerpunkt Hören (Inklusion in Schule Und Gesellschaft 7). Stuttgart: Kohlhammer Verlag.