Good-Pratice-Beispiele
Falldarstellung Manuel (Schüler 12. Jahrgangsstufe der FOS, Fachrichtung Wirtschaft, Förderbedarf Srache)
Manuel leidet an Störungen des Redeflusses („Stottern“), die auch im Zusammenhang mit bestimmten sozialen Situationen stehen (Gruppen, Leistungsfeststellung). Die Störungen treten insgesamt nicht permanent und unverändert auf, sondern variieren tagesabhängig, nach Tagesform, nach der Sozialform des Unterrichts und erscheinen in Leistungssituationen verstärkt. Sprechen in der Kleingruppe fällt leichter bzw. ist flüssiger als Sprechen vor dem Klassenverband. Ebenso ist das Sprechen in inhaltlich unsicheren Situationen schwieriger und stärker beeinträchtigt.
Durch spezifische Leistungsfeststellungen in der 12. Jahrgangsstufe kam für die Lehrkräfte des Klassenteams und den Schüler nun die Frage des Nachteilsausgleichs auf. Manuel wollte bisher kein eigenes Setting, keine „Extrawurst“, wie er es ausdrückte.
Notenschutz erschien bei den Möglichkeiten, die der Nachteilsausgleich hier bietet, nicht notwendig.
Der auf Grundlage eines ärztlichen Attests beantragte Nachteilsausgleich umfasst die Modifizierung der Gruppenprüfung in Englisch im Rahmen der Abschlussprüfungen (Gruppendiskussion) hin zu einer Einzelprüfung über den Prüfungszeitraum von 20 Minuten. Dies schützt den Schüler selbst, aber darüber hinaus auch die Mitschüler in dieser speziellen Leistungssituation mit der sprachlichen Interaktion und inhärenten Dynamik.
Darüber hinaus kann über den Nachteilsausgleich für Referate, insb. das Fachreferat, der Klassenverband auf eine Kleingruppe reduziert werden. Gerade das Fachreferat erzeugt eine gewisse Stresssituation, da über diesen Leistungsnachweis direkt eine Zeugnisnote generiert wird.
Im täglichen Unterricht ist im Rahmen der nicht formalen individuellen Unterstützungsmaßnahmen insb. an einen sensiblen Umgang beim Einbezug in das Unterrichtsgespräch und -geschehen zu achten. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, Manuel bei Gruppenzusammenstellungen einzubeziehen und ein Aufrufen nur bei Meldung von Manuel bzw. auf Absprache hin durchzuführen. Im Rahmen eines Gesamtsettings mit Therapeuten ist auch ein Heranführen an mehr oder weniger Stress erzeugende Situationen denkbar. Soweit echte mündliche Leistungen erhoben werden, könnte der Nachteilsausgleich analog herangezogen werden, ebenso ist, wie im Klassenverband, z.B. eine Anwendung von Rechenschaftsablagen etc. denkbar.
Manuel zeigte sich hierbei recht „robust“, wollte möglichst wenig Unterschiede zu Mitschülern hergestellt bekommen und sich selbst auch stärken über ein „Aushalten“ von Situationen. Der Nachteilsausgleich wurde jedoch nach Gesprächen mit Klassen-und Schulleitung sowie Beratungsteam von ihm angenommen und beantragt.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass Sprachstörungen wie die beschriebene durch frühen Therapiestart allgemein seltener werden in der Oberstufe.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
haben Sie bereits Erfahrung im Unterrichten von Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt Sprache und daher erprobte Unterrichtsmaterialien, die Sie auf unserem Portal veröffentlichen möchten?
Falls ja, senden Sie Ihre Beiträge gerne an folgende E-Mail-Adresse:
inklusive-berufliche-bildung@isb.bayern.de
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Gute Anregungen für den Unterricht, die sich auch im FS Sprache einsetzen lassen, finden sich in den Portalen und Handreichungen zur Berufssprache Deutsch und der Sprachförderung in Klassen für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrung, sowie der Berufsvorbereitung
Für die Förderung von Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf Sprache hat ein Arbeitskreis des ISB spezielle Learning-Apps erstellt. Eine Übersicht finden Sie hier: _